Tanzen macht Spaß
Nach indischem Sprachgebrauch steht der Name SHIVA RUDRA für „Gott des Tanzes“. Genau die richtige Bezeichnung für einen Lebenskünstler, der Musik nicht nur liebt, sondern auch lebt. Und hierzulande gibt es einen, dessen musikalisches Feingefühl und kulturelles Engagement Leipzig ein Flair gibt, das eher Seltenheitswert hat.
In einem Zeitalter, in dem sogenannte Talente scheinbar nur noch mittels Castings festgemacht werden und durch ihre zu überhöhte Medienpräsenz zu „Sternchen“ aufsteigen, sticht (Gott sei Dank!) einer aus der Rolle: Shiva Rudra. Der 27jährige DJ und Producer kann mittlerweile auf eine beachtenswerte Musikvergangenheit zurückblicken: Seit 1989 steht er im Dienste der Klänge und Töne, dabei war sein Bestreben nie auf ein Instrument oder Stil konzentriert. Nach einer Reihe diverser Musikproduktionen im Bereich Punk, Hard Rock und Gothic, entdeckte er 1997 das Djing für sich. Egal, ob Break Beat, Electronica, Drum n Bass oder Hip Hop, Shiva Rudra versüßt in jedem Falle die Atmosphäre einer Party und verleidet sogar den steifsten dazu, das Tanzparkett zu betreten. Und selbst, wenn er nicht gerade derjenige ist, der die Musik auflegt, kann man ihn in Clubs zumindest tanzend zwischen Tresen und DJ-Pult antreffen.
Geboren und aufgewachsen in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Zerbst, lebt der gelernte Erzieher nun seit zwei Jahren in Leipzig. Regelmäßig Donnerstagabend gibt er sich in der Leipziger Villa zusammen mit Dali bei „Knagge“ die Ehre, zudem steht er gelegentlich im Richard S hinter den Plattenspielern. Doch damit nicht genug: Shiva ist seit Ende 2000 fester Bestandteil der Leipziger Free Hip Hop – Combo SWP, deren Musik besonders durch seine Einflüsse im Bereich Beatproduktion ein ganz neues Gesicht bekommen hat. Des weiteren plant unter anderem der legendäre Verbalakteur Volly Tanner mit ihm ein Hörspiel, bestehend aus Musik- und Sprechpassagen.
Shivas Strategie ist deutlich: Er beschränkt sich nicht auf einen Stil, sondern experimentiert viel und ist offen genug, auch mal etwas Neues zu wagen. Die Essenz ist und bleibt die Musik, die Wirkung die Bewegung. Zumindest im Normalfall. Das klingt nach Schema F, ist aber nichts weiter als eine Methode, die Shivas Grundgedanke zu sein scheint.
Da zwischen Musik hören und Musik machen ein durchaus größerer Unterschied liegt, als man annimmt, kann man den „Zerbster Ur-Punk“ durchaus als kleines Genie bezeichnen. Schließlich steckt er die meiste Energie in die Sache, die ihm am meisten Spaß macht – sei es in die Tätigkeit als technischer Assistent bei Veranstaltungen oder bei der „bloßen Produktion“ eines Mixtapes. Sein aktuellstes trägt im übrigen den Namen „SHIVA RUDRA 2002“ und enthält – im Gegensatz zu seiner am Anfang des Jahres erschienenen „Elektroliebe“ – Hip Hop- und Abstract- Elemente.
Wer neugierig geworden ist, sollte sich den Namen merken oder bei Anfragen jeglicher Art einfach mal durchmailen: shivarudra@web.de. Gen Ende bleibt nur noch eins zu ihm zu sagen: Eine Persönlichkeit, die es allemal wert ist, anzutreffen. Lang lebe Shiva Rudra!
[erschienen im BLITZ! Stadtmagazin Leipzig, August 2002]